Erstellt am Februar 2025

Gefesselt in Scham: Die unsichtbaren Narben der Kinder abhängiger Eltern

Was passiert mit Kindern aus dysfunktionalen Familien? Was für Erwachsene werden diejenigen, die in ihrer Kindheit in Angst lebten, bei jedem Geräusch erstarrten und angespannt auf Schritte im Treppenhaus lauschten, um vorherzusehen, was als Nächstes kommt? Was fühlt ein Kind, das nicht einfach nur aufwächst, sondern überleben muss – neben einem Elternteil, der in einer chemischen oder emotionalen Abhängigkeit gefangen ist?

Die Herzen dieser Kinder sind gebrochen. Sie wachsen auf, klammern sich an die Hoffnung: „Bald ist es vorbei. Ich werde gehen, und dann wird alles anders.“ Doch der Tag kommt – und die Erleichterung bleibt aus. Die alten Muster vergiften weiterhin ihr Leben. Sie betreten die Erwachsenenwelt mit einem unsichtbaren, aber erdrückenden Gepäck aus Schmerz, Angst und unermesslicher Scham.

Diese Scham ist wie Gift. Sie frisst einen von innen auf, lähmt und macht jede Regung nach außen zu etwas Verbotenem. Sie fühlen sich schuldig – dafür, dass sie überlebt haben. Dafür, dass sie ihre Eltern nicht retten konnten. Dafür, dass sie einfach existieren. Und dieser Schmerz brennt sie innerlich aus.

Ja, diese Eltern haben ihren Kindern geschadet. Das ist keine Übertreibung, keine Ausrede – es ist eine Tatsache. Ein Kind kann nicht begreifen, dass es nicht an ihm liegt, denn die Vorstellung, dass die Eltern etwas falsch machen, ist unerträglich. Deshalb wählt die Psyche den sichersten Ausweg: „Das Problem liegt bei mir. Mit mir stimmt etwas nicht.“ Und genau so entsteht eine tiefe, allumfassende Scham. Und das Wichtigste, was ein erwachsenes Kind aus einer solchen Familie verstehen muss: Was dir angetan wurde, war falsch. In dem Moment, in dem du das erkennst, spürst du vielleicht eine erste, kleine Erleichterung. Doch dann beginnt die eigentliche Trauer. Denn eine dysfunktionale Familie bedeutet Verlust – den Verlust der Liebe, der Sicherheit und der Geborgenheit, die du gebraucht, aber nie bekommen hast. Das ist ein Schmerz, den du fühlen darfst und den du verarbeiten kannst.

Und zum Schluss möchte ich dir sagen: Es ist nicht deine Schuld. Es ist deine Wunde. Aber du kannst sie heilen.