Erstellt am Januar 2024
Veränderung: zwischen Wandel und Schmerz
Na, hast du auch die jährlichen Vorsätze und Versprechungen gemacht? Statista zur Folge geben die überwiegende Mehrheit der Befragten ihre eigenen Vorsätze bereits nach einem Tag bis zu einem Monat auf. Ist dir das auch schon passiert?

Warum fällt es uns so schwer, Veränderungen anzunehmen, und weshalb scheitern wir häufig an unseren eigenen Vorsätzen? In unserem Streben nach Veränderung und persönlichem Wachstum stoßen wir oft auf Widerstände, die nicht immer offensichtlich sind.
Die menschliche Psyche ist ein komplexes und vielschichtiges System. Viele Prozesse, die in unserer Psyche ablaufen, sind individuell und basieren oft auf Erfahrungen, die wir gemacht haben. Einige Psychologen drücken es gerne so aus: “Jede*r von uns trägt seine/ihre eigene Kindheit in sich.”. Damit wird darauf hingewiesen, dass viele unserer Reaktionen als Erwachsene auf Erfahrungen zurückzuführen sind, die wir in unserer Kindheit gemacht haben, sei es freiwillig oder erzwungenermaßen.
In diesem Artikel möchte ich mögliche Gründe in fünf Arten unterteilen:
1. Schutzmechanismus des Gehirns
Veränderungen sind schmerzhaft. Sie durchbrechen unseren gewohnten Alltag. Interessanteweise tendiert die Mehrheit der Menschen dazu, sich bei Gedanken an Veränderungen eher auf möglichen Misserfolg als auf Erfolg zu konzentrieren. Unser Gehirn neigt dazu, Veränderungen zu widerstehen, da es das Unbekannte mit potenziellen Gefahren verbindet. Das Gehirn bevorzugt die Stabilität und das Bekannte, da dies als sicherer wahrgenommen wird. Die Vorstellung, dass ein Mensch auf Stabilität angewiesen ist, ist jedoch eine Illusion. Der Schutzmechanismus des Gehirns, der mit Ängsten in Verbindung steht, ist normal und evolutionär bedingt. Dieser Mechanismus entwickelte sich, um den Menschen vor potenziellen Gefahren zu schützen. Doch in der Stabilität wird kein Wachstum entfaltet.
2. Versagensängste Versagensängste werden oft durch vorgenommene Veränderungen ausgelöst und verbergen sich oft im Unterbewusstsein. Die Sorge, den Erwartungen nicht gerecht zu werden oder zu “versagen”, kann Menschen davon abhalten, Veränderungen anzugehen. Ein konkretes Beispiel ist ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin, der oder die den Wunsch hat, die Stelle zu wechseln, jedoch über einen langen Zeitraum von Monaten oder sogar Jahren zögert, dies in die Tat umzusetzen. Warum? Ängste, dass die Qualifikation nicht ausreicht, dass die neue Position nicht passt, dass die Kollegen nicht angenehm sind oder dass das künftige Unternehmen die eigenen Ansichten nicht teilt, tauchen automatisch auf.
3. Erfolgsängste Es mag vielleicht ungewöhnlich klingen, aber Erfolgsängste sind eine reale Hürde für viele von uns. Die Furcht vor dem Erfolg kann dazu führen, dass wir uns selbst sabotieren, aus Angst vor den Auswirkungen, die mit dem Erreichen unserer Ziele auf uns und unser Leben haben könnten.
4. Kindheitstrauma Kindheitstraumata beeinflussen oft, wie wir uns selbst sehen und handeln. Vielleicht hat eine wichtige Person in unserem Leben zu uns gesagt: “Es liegt dir nicht”, „Du kannst es nicht“, “Du bist nicht schlau genug” oder “Du bringst nie etwas zu Ende”. Solche negativen Äußerungen können dazu führen, dass man Schwierigkeiten hat, Veränderungen anzugehen, selbst wenn man es wirklich möchte. Die laute Stimme im Kopf gewinnt jedes Mal, denn in diesen Momenten werden wir wieder zu dem kleinen Kind, das wir mal waren.
5. Sekundäre Gewinne Ein weiterer möglicher Grund kann es sein, dass man sogenannten „Sekundäre Gewinne“ hat. Dieser psychologische Begriff beschreibt die Vorteile, die eine Person in unangenehmen oder schwierigen Situationen erhält. Der feine Unterschied zwischen primärem und sekundärem Nutzen liegt darin, dass die betroffene Person möglicherweise nicht einmal bewusst ist, dass sie von diesen Vorteilen profitiert oder davon profitieren möchte. Sigmund Freud, der Pionier der Psychoanalyse, war einer der Ersten, der diese Idee aufgriff. Er beobachtete, wie einige seiner Patienten scheinbar ihre eigene Genesung sabotierten. Es schien, als ob sie absichtlich den Prozess verlangsamten, möglicherweise um in ihrer Rolle als Patient maximale Aufmerksamkeit und Pflege von ihren Angehörigen zu erhalten.
Jedoch Jede*r von uns ist einzigartig und trägt seine/ihre eigene Geschichte. Um deine spezifischen Gründe zu verstehen, könnte es hilfreich sein, professionelle Unterstützung von einem Psychologen oder Coach in Anspruch zu nehmen.
Du könntest mich fragen: “Warum sollte ich überhaupt Veränderungen angehen, wenn es mir so schon okay geht?” Meine Antwort darauf lautet: Veränderungen führen dich oft voran. Indem du dich deinen Ängsten stellst, erfährst du persönliches Wachstum. Und Wachstum ist ein essenzieller Bestandteil des Lebens. Jedes Mal, wenn du dich neuen Herausforderungen stellst, vertiefst du dein Verständnis — sowohl über dich selbst als auch über die Welt und das Leben im Allgemeinen. Wandel mag manchmal schmerzhaft sein, aber es macht dich jedes Mal besser, als du zuvor warst. Es erfordert Mut, sich den eigenen Ängsten zu stellen und sie sichtbar zu machen. Die Leistung, die ein Mensch erbringt, wenn er die Veränderungen angeht und konsequent durchzieht, wird oft unterschätzt.
In meinen Artikeln strebe ich danach, ein Bewusstsein für das Leben zu wecken. Als Mutter von drei Kindern wünsche ich mir, dass meine Kinder in einer Welt aufwachsen, die von bewussten Erwachsenen geprägt ist. Deshalb findest du auch unter diesem Artikel paar Übungen, mit denen du aktiv an deinen Veränderungen arbeiten und persönlich wachsen kannst.
Zum Schluss sei daran erinnert, dass es ganz normal ist, Ängste zu verspüren! Denn, wie der Dalai Lama einmal sagte: “Nur wer Angst spürt, kann mutig sein.”.
In diesem Sinne wünsche ich dir den Mut, an dich selbst zu glauben!
Übung 1 Ängste benennen und entmachten
Wähle einen Lebensbereich oder eine Veränderung, die du angehen möchtest. Nimm ein Blatt Papier und notiere alle Ängste, die dir in den Sinn kommen. Lass alles zu, ohne zu filtern, selbst wenn es anfangs absurd erscheint. Sobald du deine Liste vervollständigt hast, nimm dir einen Moment, um deine Ängste zu betrachten. Lies sie aufmerksam durch und versuche, sie als neutrale*r Beobachter:in zu betrachten. Stelle dir die Frage: “Sind diese Ängste real?” Du wirst schnell erkennen, dass sie Produkte deines Geistes sind und nicht der Realität entsprechen. Dies ist der entscheidende Punkt: Die Ängste existieren nicht wirklich! Der Weg ist frei. Nutze diese Erkenntnis, um den Schritt in die Veränderung zu wagen!
Mit der Liste kannst du machen, was du willst. Einige Menschen verbrennen sie, andere zerreißen sie, und manche werfen sie einfach weg. Wähle die Methode, die für dich am angenehmsten ist und die dir ein Gefühl der Befreiung gibt.
Übung 2: Sicherheitsplan erstellen
Da unser Gehirn oft Angst vor Unbekanntem hat, schlage ich vor, einen Plan zu erstellen, der auftritt, wenn deine größten Ängste eintreten. Notiere, was du tun würdest, wenn Angst A, Angst B oder Angst C auftritt. Dieser Sicherheitsplan hilft dir, ein Gefühl der Sicherheit zu entwickeln, da du einen klaren Handlungsleitfaden hast. Indem du vorher überlegst, wie du mit bestimmten Ängsten umgehen würdest, wird das Unbekannte ein Stück weit vertrauter.